Ich habe in den letzten zwei Wochen mit unzähligen Unternehmern gesprochen und stelle erfreut fest, dass fast bei allen die Erkenntnis da ist, dass die Digitalisierung in Zukunft eine wichtige Rolle spielen muss. Der Grund für diese Erkenntnis ist weniger erfreulich; die vom Staat angeordneten Maßnahmen haben die Gesellschaft und damit die Wirtschaft schwer getroffen. Vieles ist beschädigt was einerseits schlimm, andererseits auch die einmalige Chance ist, Business in kurzer Zeit für die Zukunft fit zu machen. Es ist gerade leichter denn je, radikal umzubauen, radikal besser zu werden.
Bei allem Respekt
Vielleicht werden Sie mir jetzt entgegnen und sagen; wir müssen jetzt zurückfahren, die Situation ausharren, sparen wo es geht, überwintern. Und es sei alles ganz, ganz schlimm. Ich halte eine solche Einstellung für vermessen, denn in Europa hat, und besonders in der Schweiz, der Staat mit einem unvergleichlichen Geldregen dafür gesorgt, dass es uns rein rational vorläufig an nichts fehlt. Dass das so möglich ist, ist eine der großen Errungenschaften unserer Gesellschaft und wir sollten stolz darauf sein.
Anderenorts, z. Bsp. in den USA bedeuten die Maßnahmen für viele Leute der komplette Bankrott. Es geht auch in Amerikas Mittelschicht erstaunlich schnell direkt ums Existentielle, wenn Business und damit Jobs wegbrechen.
Wir haben es hier so gut, dass wir, verzeihen sie mir den Begriff, einfach die Klappe halten und uns darauf konzentrieren sollten dankbar zu sein und das Beste daraus zu machen.
Bestehendes Geschäft bricht weg, aber das hätte es wohl sowieso früher oder später getan
Durch die Maßnahmen bricht vielerorts bestehendes Geschäft von einem Tag auf den nächsten Weg. Dies führt dazu, dass nachfolgend auch Geschäfte, welche nicht direkt von den Maßnahmen betroffen sind in Mitleidenschaft gezogen werden. Oft nur schleichend und die Bail-Out Massnahmen vernebeln teilweise das wahre Ausmass des Schadens.
Das sorgt dafür, dass innovative zukunftsfähige Geschäftsmodelle sowie veraltete, so oder so nicht überlebensfähige Modell unter Beschuss kommen. Bisweilen ist es schwierig, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Gerade diese Unterscheidung ist aber von entscheidender Wichtigkeit. Veraltete und mittelfristig nicht überlebensfähige Geschäftsmodelle werden auch nach dem Bail-Out nicht wieder zu fliegen kommen. Für sie sind die Covid19-Maßnahmen des Staats Sterbehilfe – selbst wenn sie erstmal noch lebensverlängernde Behandlung in Form von wirtschaftlicher Hilfe bekommen.
Brandbeschleuniger Krise > Erneuerungsbeschleuniger Krise
So gesehen, standen veraltete Geschäftsmodelle vor der Krise bereits in Flammen. Die Krise befeuert diesen Brand und schafft damit Raum für Erneuerung. Das ist z. Bsp. einem Waldbrand nicht unähnlich. Wenn wir den Prozess als beschleunigte Erneuerung verstehen wird vieles klarer zu entscheiden, wenn auch nicht gleichermaßen einfacher.
Business nicht digitalisieren, sondern mit heutiger Technologie neu bauen
Ob Sie als Unternehmer und Entscheider in diesem Brand sozusagen mit ihrem Geschäftsmodell zu Grunde gehen ist daher in weiten Teilen Ihre Entscheidung. Oft ist es, und das macht das Ganze so schwierig, keine bewusste Entscheidung.
Es wird dann zur bewussten Entscheidung, wenn Sie als Entscheider erkennen, dass Sie immer Handlungsoptionen haben. Oft bewegen wir uns in einem abgesteckten Rahmen und trauen uns nicht über diesen Rahmen hinaus Handlungsalternativen in Betracht zu ziehen. Und für viele war das bislang gar nicht notwendig, da man die berufliche Komfortzone nicht verlassen musste.
Die naheliegendste Handlungsoption ist als Entscheider und Unternehmer veraltete Teile des Business zu erneuern.
Dabei gilt es nicht den Fehler zu machen, die Digitalisierung des veralteten Geschäftsmodell als Erneuerung zu verstehen.
Vielmehr geht es darum, mit Hilfe der heute verfügbaren Technologie unter der Berücksichtigung des stark veränderten Kundenverhaltens ein neues, durchschlagendes Geschäftsmodell zu bauen. Eines, das morgen und übermorgen funktionieren wird.
Damit landet man direkt dort, wo „echtes“ Unternehmertum stattfindet. In der Ungewissheit, im Risiko, im „Struggle“ – aber auch im Neuanfang. Gute Unternehmer, das ist meine feste Überzeugung, verstehen Krisen als Chancen und nutzen, nach ersten Tiefschlägen, die Situation zum Weiterkommen.
Unternehmerrisiko
Das ist alles andere als frei von Risiko und das ist gut so. Mit einer gewissen Sorge verfolge ich die Diskussion um die Bail-Outs von Unternehmern und Entscheidern. Im Kleinen wie im Grossen – dass Unternehmer von sozialen Maßnahmen wie z. Bsp. Kurzarbeit und teilweise Arbeitslosengeld ausgeschlossen sind hat einen guten Grund: Die Steuerprivilegien die wir als Unternehmer genießen. Ich bin ein Fan von viel Geld verdienen und wenig Steuern bezahlen.
Ich würde uns Unternehmern das gerne bewahren. Das geht aber nur, wenn wir auch das Risiko nehmen und nicht alle anderen Privilegien der Arbeitnehmer einfordern. Denn beides kann man nicht haben: Alle Vorteile und gleichzeitige Absicherung. Man kann nicht auf Kurzarbeit sein und Dividenden ausschütten. Man kann nicht kostenlose Kredite erhalten und gleich alle Mitarbeiter rausstellen. Rein technisch geht das leider, aber es ist asozial. Mehr denn je, und ich denke das wird in Zukunft immer wichtiger, müssen Unternehmer (wieder) soziale Verantwortung übernehmen.
Das gelingt nicht, wenn die Profile von Unternehmern/Unternehmen und Angestellten aufgeweicht werden. Denn am Ende werden alle nur profitieren wollen.
Der richtige Zeitpunkt ist jetzt
In den Gesprächen mit Unternehmern habe ich oft gehört, dass man noch auf den richtigen Moment für den Umbau des Geschäfts warten wolle. Wir Menschen sind zwar gut darin unliebsame Dinge auf die Zukunft zu verschieben, aber meist ist das nicht sonderlich klug. Es gibt eigentlich nur ganz wenige Dinge, bei welchen es wirklich Sinn ergibt, sie auf später zu verschieben. Die Erneuerung des Business gehört nicht dazu. Den je früher sie es also angehen, desto früher ist Ihr Business transformiert. Drum: Der Zeitpunkt ist jetzt!